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Jetzt anmeldenHuman Sensors sind im unmittelbaren Umfeld von Personen integriert, z. B. im Smart Home oder im Auto. Sie erfassen Daten über die Umgebung, den Energieverbrauch, die Fahrsituation und den Gesundheitszustand der Fahrer*innen. Damit ermöglichen sie innovative Anwendungen für erhebliche Erleichterungen im Alltag. Doch wie steht es um die Privatsphäre und den Datenschutz, wenn Sensoren persönliche gesundheitsbezogene Daten erheben und diese durch Künstliche Intelligenz ausgewertet werden? Über dieses und viele weitere Themen diskutierten die Referenten beim achten „Digitaltalk Niedersachsen“: Prof. Dr. Tim Dornis (Professor für Bürgerliches Recht und gewerblichen Rechtsschutz an der Leibniz Universität Hannover), Benjamin Holmer (Co-Founder der MinkTec GmbH) und Prof. Dr. Andreas Rausch (Leiter des Lehrstuhls für Software Systems Engineering an der Technischen Universität Clausthal).
Anwendungsbereiche von Human Sensors
Um das Einsatzgebiet von Human Sensors zu veranschaulichen, nannten die Referenten einige Beispiele aus ihrem eigenen Umfeld: Benjamin Holmer stellte das von seiner Firma entwickelte Sensorshirt vor. Es zeichne die Rückenhaltung auf und könne dadurch frühzeitig auf gesundheitsschädigende Körperhaltungen hinweisen. Zukünftig könne es interessant werden, die Daten des Sensorshirts mit weiteren Human Sensors zu verknüpfen, z. B. mit der Smartwatch. Benjamin Holmer geht davon aus, dass so Zusammenhänge zwischen verschiedenen Einflussfaktoren erkannt werden können, wie etwa Rückenschmerzen und Atmung.
Prof. Dr. Andreas Rausch forscht sowohl im Zukunftslabor Mobilität als auch im Zukunftslabor Wasser. Im Auto seien Sensoren relevant, um z. B. die Müdigkeit der Fahrer*innen festzustellen und zu warnen. Im Kontext des Wassermanagements können Sensoren Daten zu Hochwasser und Dürre liefern, um diese frühzeitig zu erkennen. Zudem betonte er das große Potenzial für branchenübergreifende Entwicklungen: So könnte das von Benjamin Holmer präsentierte Sensorshirt auch in Autos integriert werden, um dort die Körperhaltung der Fahrer*innen aufzuzeichnen. Interdisziplinäre Forschungsprojekte seien wichtig, um Techniker*innen und Anwendungsexpert*innen zusammenzubringen und einen Schmelztiegel für neue Ideen zu schaffen. Dafür müsse eine Innovationskultur gelebt werden, die nutzbringende Technologien fördert. Regularien sollten der Innovationskraft nicht im Wege stehen.
Datenschutz und Datensicherheit
Zustimmend hob Prof. Dr. Tim Dornis hervor, dass die Rechtsprechung innovative Technologien nicht behindern dürfe, zugleich müssten individuelle Rechte von Personen gewahrt werden. Die Herausforderung bestehe darin, eine gute Balance zwischen den Interessen zu schaffen. Hinsichtlich der Frage, wie Nutzer*innen über die Datenerfassung und -verarbeitung aufzuklären sind, wurden vor allem die Datenschutzbestimmungen und Allgemeine Geschäftsbedingungen thematisiert. Anbieter von Human Sensors müssten die Datenverarbeitung und -speicherung in ihren Datenschutzbestimmungen bekanntgeben und die Nutzer*innen müssten einwilligen, um die Anwendungen nutzen zu können. Die Referenten waren sich allerdings einig, dass die Datenschutzbestimmungen zu komplex seien, sodass sich Privatpersonen kaum damit auseinandersetzten. Eine Möglichkeit wäre, Verbraucherschutzverbänden und Datenschutzbeauftragten zu folgen, die sich mit solchen Fragen beschäftigen und Anbieter prüfen. Eine zentrale Stelle, die die Einhaltung der Datenschutzbestimmungen kontrolliere, gebe es allerdings (noch) nicht.
Vertrauen in Technologie
Am Beispiel von ChatGPT verdeutlichten die Referenten den Aspekt der Vertrauenswürdigkeit: Menschen dürften sich nicht auf die Ergebnisse verlassen, die mithilfe der Technologie erzeugt werden. Sie müssten immer noch die Deutungshoheit behalten und diese Ergebnisse kritisch hinterfragen. ChatGPT sei ein gutes Beispiel, da es zum Teil falsche Antworten liefere und man der Technologie zu schnell vertraue.
Weitere Themen waren die Innovations- und Technologiekultur in Deutschland sowie ethische Aspekte bei der Nutzung Künstlicher Intelligenz. Die Diskussion wurde vollständig aufgezeichnet und ist auf dieser Seite einsehbar. Der „Digitaltalk Niedersachsen“ wurde live aus dem Co-Working Space CO|RE in Oldenburg gestreamt. Claudia van Veen moderierte die Diskussion und brachte Fragen und Anregungen aus dem Online-Publikum mit ein. Dieses konnte über einen Live-Chat an der Diskussion teilnehmen.