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Jetzt anmelden16.06.2023
Der Digitalisierung landwirtschaftlicher Prozesse wird das Potential zugeschrieben, die betriebliche Produktivität und Ressourceneffizienz signifikant zu steigern sowie auch Beiträge zum Tierwohl zu leisten. So ist zum Beispiel der Einsatz moderner Stallsensorik zur frühzeitigen Erkennung von Erkrankungen und Abweichungen im Tierverhalten in jedem fünften landwirtschaftlichen Betrieb in Deutschland heute gängige Praxis. Die damit einhergehende Digitalisierung inner- und überbetrieblicher Datenflüsse steht jedoch vor großen Herausforderungen. Hierzu zählen miteinander inkompatible, herstellerspezifische Software-Lösungen, uneinheitliche Datenformate und oftmals unzureichende Sicherheitsstandards. Um diese Herausforderungen zu konkretisieren und Handlungsempfehlungen aus der Praxis zu ermitteln, führten die Wissenschaftler*innen des Zukunftslabor Agrar zwei Workshops mit Landwirt*innen, Wirtschaftspartnern, Software-Anbietern und staatlichen Stellen durch.
Der erste Workshop fand am 19.01.2023 online statt. Insgesamt beteiligten sich acht Landwirt*innen aus der Hühner- und Schweinemast sowie der Milchviehhaltung daran. Sie diskutierten die Vertraulichkeit ihrer Betriebsdaten, Hindernisse beim Austausch dieser und teilten ihre Visionen eines idealen Datenaustausches. Die Teilnehmer*innen konnten
ihre Wünsche und Anregungen interaktiv auf einem digitalen Whiteboard (Canvas) festhalten:
Aufbauend auf dem Online-Workshop fand ein weiterer Workshop am 02.02.2023 im Gründungszentrum des TrENDi Start-up Service der Universität Vechta statt. Daran nahmen neben Landwirt*innen auch Wirtschaftspartner, Software-Anbieter und staatliche Stellen (z. B. Landwirtschaftskammer, Veterinäramt) teil. Sie diskutierten die Anforderungen an einen digitalen Datenaustausch und arbeiteten drei Handlungsempfehlungen aus: Zum einen betonten die Teilnehmer*innen eine bessere Vernetzung herstellerübergreifender Datenflüsse. Hierzu soll es eine nicht-gewinnorientierte Vertrauensinstitution („Schiedsrichter“) geben, die mit ausreichend Sprech- und Handlungsfähigkeit ausgestattet ist, um für Unternehmen einen Rahmen der nachteilsfreien Zusammenarbeit zu etablieren. Zum anderen sprachen sie sich für Software-Lösungen aus, die gleichermaßen Datenhoheit und Datendurchlässigkeit ermöglichen (sog. Geschützte Transparenz). Denn Landwirt*innen möchten die Souveränität über ihre Betriebsdaten behalten, während Wirtschaftspartner sowie Behörden transparente Datenflüsse benötigen. Des Weiteren empfehlen die Teilnehmer*innen einen Erfahrungsaustausch zwischen den Bundesländern und auf europäischer Ebene. Landwirt*innen und Stakeholder äußerten gleichermaßen Interesse an Benchmarking-Instrumenten, um eine bessere Vergleichbarkeit von Betrieben und Produktionsprozessen zu erzielen.
Die ausführlichen Ergebnisse der Workshops sind in folgendem PDF-Dokument zusammengefasst:
Der Austausch mit den verschiedenen Stakeholdern war für uns sehr wichtig. Wir haben wertvolle Einblicke erhalten, wie Landwirt*innen ihre Daten managen und welche Anforderungen ihre Stakeholder an den Datenaustausch haben. Durch die Diskussionen der Teilnehmer*innen wurden die unterschiedlichen Herausforderungen und Hindernisse deutlich und wir haben ein gutes Verständnis für die jeweiligen Perspektiven bekommen. Die hieraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen werden wir in den kommenden Monaten als Lösungskonzepte weiter ausarbeiten.