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Jetzt anmelden01.02.2024
Im Zeitraum von 05/2022 bis 01/2023 führten Wissenschaftler des Zukunftslabors Gesellschaft & Arbeit rund 100 Interviews mit Vertreter*innen kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) in Niedersachsen. Das Ziel der Befragung bestand darin, den aktuellen Stand der Digitalisierung und der digitalen Kompetenzen innerhalb der befragten KMU zu ermitteln und deren Ausprägung besser zu verstehen. Die befragten Unternehmen stammten aus dem verarbeitenden Gewerbe (z. B. Maschinenbau, Herstellung von Messinstrumenten) und aus wissensintensiven Unternehmensdienstleistungen (z. B. Software-Entwicklung, Werbeagenturen). Um einen Vergleich zwischen Stadt und Land ziehen zu können, wählten die Wissenschaftler KMU aus vier ländlichen Regionen (Landkreise Emsland, Harburg, Hameln-Pyrmont und Lüchow-Dannenberg) und zwei städtischen Regionen (Städte Hannover und Osnabrück) aus. Die Wissenschaftler werteten die Ergebnisse nun für die Region Emsland und die Stadt Osnabrück aus:
Digitalisierung in Stadt und Land: Unternehmen aus ländlichen Regionen sehen ihren ländlichen Standort eher als Nachteil für die Digitalisierung – das gilt aber nicht für das Emsland. Hier sehen relativ viele KMU gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Digitalisierung. KMU in Osnabrück betonen insbesondere den Zugang zu Fachkräften (Hochschulen!) als Standortvorteil bzgl. der Digitalisierung. Der Zugang zu schnellem Internet ist meistens gegeben und ist daher oftmals kein Hindernis mehr.
Einsatz digitaler Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz (KI): Unternehmen in Osnabrück profitieren auch beim Einsatz von Technologien wie KI von der Nähe zu Hochschulen. Im Emsland schaffen es KMU aus dem verarbeitenden Gewerbe, Wissen zu digitalen Schlüsseltechnologien aufzubauen und nutzen unterschiedliche Mechanismen (z. B. gefestigte Austauschkanäle zu regionsexternen Forschungseinrichtungen und intensiver regionsinternen Austausch), um Nachteile ihrer ländlichen Lage zu umgehen.
Die richtige Mentalität hilft bei der Digitalisierung: Ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl und der Wille zum Austausch und zum gemeinsamen Lernen mit anderen Wirtschaftsakteuren kann dem digitalen Fortschritt in den Unternehmen sehr zuträglich sein. Das lässt sich im Emsland gut beobachten. In Osnabrück ist das ebenfalls zu beobachten, wenn auch weniger stark ausgeprägt.
Die Digitalisierungswelle durch die Corona-Pandemie: Die Stärkung der Digitalisierung als Effekt der Corona-Pandemie hilft Unternehmen in ländlichen Regionen dabei, ihre Reichweite zu erhöhen. Dies gilt im Emsland insbesondere für wissensintensive Dienstleister. In Städten wie Osnabrück ist das weniger zu erkennen.
Neue Kompetenzen werden benötigt: Es ist ein großer Bedarf an digitalen Kompetenzen zu erkennen - vom einfachen Umgang mit digitalen Endgeräten bis hin zu ausgeprägten Programmierkenntnissen. Der Bedarf unterscheidet sich nicht grundlegend zwischen dem Emsland und Osnabrück, jedoch betonen Unternehmen in Osnabrück noch mehr die Notwendigkeit, die Kompetenzen bzgl. Schlüsseltechnologien wie KI auszuweiten. Das war im Jahr 2022 – mittlerweile wäre das wahrscheinlich noch stärker ausgeprägt.
Als Wirtschaftsgeograph interessiere ich mich dafür, welche Auswirkungen Digitalisierung auf Regionen hat und wie regionale Gegebenheiten ihrerseits die Digitalisierung in Unternehmen beeinflussen. Wird die Digitalisierung Unterschiede zwischen Stadt und Land vergrößern oder verkleinern? In den Interviews mit den KMU wird deutlich, dass der Standort allein nicht über die Digitalisierung entscheidet. Insbesondere Mitarbeitende mit digitalen Kompetenzen sind ein wesentlicher Faktor, ebenso wie die Einstellung des Managements und die Vernetzung mit anderen Akteuren aus Wissenschaft und Wirtschaft.