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Jetzt anmelden30.06.2021
Die Landwirtschaft besitzt in Niedersachsen einen hohen wirtschaftlichen Stellenwert. Das Zukunftslabor Agrar befasst sich mit relevanten landwirtschaftlichen Themen, um die Digitalisierung in diesem Bereich voranschreiten zu lassen. Neben den Forschungstätigkeiten bezüglich landwirtschaftlicher Daten und autonomer Verfahren begann das Zukunftslabor Agrar, die Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Digitalisierung zu untersuchen. Dabei haben die Wissenschaftler*innen den Anspruch, die Nachhaltigkeit aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, um den Bedürfnissen verschiedener Stakeholder gerecht zu werden. Deshalb wählten sie den Ansatz der lebenszyklusbasierten Nachhaltigkeitsbewertung (Life Cycle Sustainability Assessment) für ihre Untersuchungen. Dieser Ansatz betrachtet die Nachhaltigkeit der Digitalisierung nämlich ganzheitlich, indem er den ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekt mit unterschiedlichen Analyseverfahren untersucht.
Den ökologischen Aspekt der Nachhaltigkeit bewerten die Wissenschaflter*innen mithilfe der Ökobilanzierung (Life Cycle Assessments). Diese Methode erfasst die Umweltauswirkungen (z. B. Ressourcennutzung, CO2-Ausstoß) eines Produktes oder eines Produktionsverfahrens und betrachtet den gesamten Produktlebenszyklus – von der Rohstoffbeschaffung über die Produktion und Verwendung bis hin zu Recycling und Entsorgung. Den ökonomischen Aspekt betrachten die Wissenschaftler*innen anhand der Lebenszykluskostenrechnung (Life Cycle Costing). Dabei handelt es sich um eine ökonomische Bewertung aller Kosten, die im Laufe eines Produktlebenszyklus anfallen. Darin sind z. B. Produktionskosten, Wartungskosten sowie Entsorgungskosten eingeschlossen. Schließlich wird der soziale Aspekt der Nachhaltigkeit mit der Sozialbilanzierung (Social Life Cycle Assessment) bewertet. Im Laufe der Jahre sind soziale Auswirkungen eines Produktes oder eines Produktionsverfahren immer wichtiger geworden, weshalb der Sozialbilanzierung eine relevante Rolle zukommt. Für den Einstieg in die Konzeptualisierung und Analyse arbeiten die Wissenschaftler*innen zunächst mit dem Fallbeispiel der Wertschöpfungskette Zuckerrübe. Sie untersuchen die Nachhaltigkeitsaspekte hinsichtlich des Anbaus, der Ernte, der Lagerung sowie der Logistik und der Weiterverarbeitung. In diesen Stufen der Wertschöpfung sind zahlreiche Akteure involviert und es fallen viele unterschiedliche Daten an (z. B. Anbau- und Erntemenge, Logistikplanung), deren Datenflüsse wiederum analysiert werden können. Im Rahmen einer ausführlichen Literaturrecherche begannen die Wissenschaftler*innen damit, den Ansatz der lebenszyklusbasierten Nachhaltigkeitsbewertung auf den Anwendungsfall Zuckerrübe anzuwenden und die drei Aspekte (Ökologie, Ökonomie und Soziales) zu untersuchen. Unter anderem prüfen sie, wie nachhaltig der Einsatz autonomer Roboter zur Unkrautbekämpfung ist: Welche Ressourcen werden für die Herstellung des Roboters benötigt (Ökologie)? Welche Kosten fallen von der Produktion bis zur Entsorgung des Roboters an (Ökonomie)? Wie wirkt sich der Einsatz des Roboters auf die Arbeitsplätze aus (Soziales)?
Im weiteren Projektverlauf des Zukunftslabors Agrar werden die Wissenschaftler*innen auch die Nachhaltigkeit in weiteren Wertschöpfungsketten des Pflanzenbaus und der Tierhaltung betrachten. Mit diesen Untersuchungen füllen sie eine Forschungslücke, da bisher noch keine Studien zur Nachhaltigkeitsbewertung der Digitalisierung in der Landwirtschaft existieren.
Die Ergebnisse der lebenszyklusbasierten Nachhaltigkeitsbewertung können als Grundlage in Entscheidungsprozesse landwirtschaftlicher Unternehmer einfließen. Der Schutz natürlicher Ressourcen sowie Wirtschaftlichkeit und Arbeitsentlastung des Betriebsleiters gehören zu bedeutenden Akzeptanzfaktoren digitaler Technologien in der Landwirtschaft. Außerdem können wir mit dem Ansatz positive und negative soziale Auswirkungen eines Produktes bzw. eines Produktionsverfahrens auf andere Stakeholder sichtbar machen und Potenziale zur Optimierung identifizieren.