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Jetzt anmelden19.02.2021
„Die Auswirkungen der Digitalisierung spüren wir längst. Sie werden auch nicht mehr verschwinden“, sagte Monty-Maximilian Zühlke, Leibniz Universität Hannover/L3S, in seinem Vortrag bei den SNIC Innovationstagen. Die SNIC Innovationstage fanden am 26.01.2021 erstmalig statt, ausgerichtet vom Südniedersachsen InnovationsCampus (SNIC) und der Universität Göttingen. Dabei handelte es sich um eine virtuelle Messe, an der sich das Zukunftslabor Gesellschaft & Arbeit mit insgesamt vier interessanten Vorträgen beteiligte.
Zühlke stellte in seinem Vortrag die Ziele des Zukunftslabors Gesellschaft & Arbeit vor. Grundsätzlich geht es darum, wie digitale Welten gestaltet werden können und wie die Auswirkungen davon zu bewerten sind. Dafür untersuchen die beteiligten Wissenschaftler*innen Möglichkeiten, Konzepte und Voraussetzungen für die Gestaltung digitaler Arbeitswelten. Außerdem analysieren sie die Auswirkungen von Automatisierungs- und KI-Technologien auf Organisations- und Arbeitsprozesse. Darüber hinaus betrachten Sie den regulatorischen Rahmen und wirtschaftspolitische Instrumente, z. B. im Kontext Künstlicher Intelligenz (KI) oder einer Start-Up-Kultur.
Im zweiten Workshop ging es um die Innovationskraft kreativer Branchen wie Games-Entwicklung, (Produkt)Design, Journalismus oder Theater. Jenny Kornmacher informierte über das Projekt „Cross Innovation Hub“, bei dem sie als Projektleiterin tätig ist. Ziel ist es, den Austausch, die Zusammenarbeit und die Innovationspotenziale von Unternehmen und Selbstständigen aus der Kreativwirtschaft zu fördern und die Innovationskraft erfolgreich in Märkten zu entfalten. Dafür entwickeln die Mitarbeiter*innen des Cross Innovation Hubs zielgruppengerechte Formate und bringen passende Partner an einen Tisch. Nach einem anfänglichen Kennenlernen und Definieren des Vorhabens geht es in den Produktentwicklungsprozess. Im Anschluss an den Vortrag von Jenny Kornmacher moderierte Lukas Häfner, Leibniz Universität Hannover, eine Diskussion, bei der es zahlreiche Nachfragen unter anderem zum Gelingen von Innovation in einer digitalen Welt gab.
Der dritte Vortrag widmete sich der Frage, ob personalisierte Preise eine gute Option sind. Personalisierte Preise entstehen, wenn Anbieter mithilfe von Daten die Zahlungsbereitschaft ihrer Kund*innen analysieren und anhand dessen die Preise individuell kalkulieren – sodass verschiedene Personen unterschiedliche Preise für das gleiche Produkt/die gleiche Dienstleistung zahlen. Dies kann für Unternehmen interessant sein, um Gewinne zu steigern. Prof. Dr. Kilian Bizer, Universität Göttingen, betrachtet dieses Thema hinsichtlich des Nachfrageverhaltens. In einer Untersuchung fand er heraus, dass Verbraucher*innen personalisierte Preise als unfair und diskriminierend empfinden. 30 Prozent der Konsument*innen würden sogar Kosten auf sich nehmen, um von solchen Anbietern zu anderen zu wechseln. Auch aus rechtlicher Sicht ist dieses Verfahren kritisch zu beurteilen. Denn sobald personenbezogene Daten erhoben und für die Preisgestaltung genutzt werden, müssen die Verbraucher*innen darüber aufgeklärt werden, erklärte Prof. Dr. Christian Heinze, Universität Heidelberg. Streng genommen müssten die Unternehmen zwei Modelle zur Preisbildung anbieten: ein Modell mit und ein Modell ohne individualisierte Preise. Fraglich ist in diesem Zusammenhang auch, ob Unternehmen gezwungen wären, ihre Kundschaft über die Preispersonalisierung aufzuklären. Dies ist ein Beispiel dafür, dass es zu datenbasierten Geschäftsmodellen noch passender rechtlicher Rahmenbedingungen bedarf.
Die letzte Diskussionsrunde stand unter der Überschrift „Beteiligung und Nutzenzentrierung in der digitalen Transformation: Erfahrungen, Relevanz und Effekte.“ Darin stellte Dr. Martin Kuhlmann, Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen, die arbeitspolitischen Herausforderungen der Digitalisierung vor. Beschäftigte haben oftmals positive Erwartungen an die Digitalisierung. Sie versprechen sich effektivere und transparentere Arbeitsprozesse, Entlastung von Routinetätigkeiten sowie erhöhte Prozesssicherheit. Sie befürchten aber auch eine zunehmende Kontrolle, geringere Handlungsspielräume und fehlende Wertschätzung gegenüber der menschlichen Arbeitskraft. Außerdem machen sie die Erfahrung, dass neue digitale Technologien in der praktischen Handhabung oft Mängel aufweisen und zu wenig nutzerorientiert gestaltet sind. Idealerweise sollten Mitarbeiter*innen daher in die Gestaltung digitaler Prozesse und Technologien einbezogen werden, sodass sich die Neuerungen an den Anforderungen der Tätigkeiten orientieren und ein effektives Arbeiten unterstützen. Erforderlich sind außerdem bessere Qualifizierungsmöglichkeiten. Dr. Kuhlmann stellte drei positive Beispiele vor, bei denen Mitarbeiter*innen aktiv in digitale Transformationsprozesse einbezogen wurden. Zum einen berichtete Dr. Kuhlmann von einem Fall in der Intensivmedizin, bei dem Pflegekräfte daran beteiligt waren, eine digitale Patientenakte zu entwickeln und fortlaufend Anpassungen vornehmen. Zum anderen stellte der Referent das Beispiel eines mittelständischen Fahrzeugbauers vor, der Inhouse-Kompetenzen beim IT-Service sowie bei der Anpassung und Weiterentwicklung von 3D-Tools im Bereich der Konstruktion und Auftragsbearbeitung aufgebaut hat. Im dritten Anwendungsfall beteiligt ein Unternehmen aus der Möbelindustrie seine Produktionsbeschäftigten und den Betriebsrat aktiv an der Ausgestaltung neuer Fertigungslinien.
Die SNIC Innovationstage richteten sich an Studierende, Forscher*innen, Gründungsinteressierte sowie Vertreter*innen von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen. In kostenlosen Workshops, Webkonferenzen und Ausstellungen konnten sie sich virtuell zu den Themen „Innovative Forschung“, „Gründung“, „Kooperation“, „Coworking“ und „Kreativwirtschaft“ informieren.
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Kira Konrad B. A.
Marketing & Kommunikation
Zentrum für digitale Innovationen Niedersachsen (ZDIN)
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